Elefanten als Landschaftsgestalter
Eine Begegnung mit dem größten Landschaftsgestalter im Küstenwald Arabuko Sokoke
Forschung zu Bewegungsmuster und Futtersuche
Um die Wissenslücke über die großen Säuger zu füllen, hat die Forschungsabteilung des NABU-Partners „Kenya Wildlife Service“ (KWS) im Jahr 2022 die Bedeutung von Elefanten als Landschaftsgestalter untersucht. Das Ergebnis der Studie unterstreicht die Rolle der Elefanten, die durch ihre Bewegungsmuster und Futtersuche unterschiedliche Qualitäten an Lebensraum schaffen. Sie erzeugen Nischen, ändern das Spiel aus Belichtung und Beschattung, erlauben Jungwuchs neben wesentlich älterer Vegetation zu bestehen, schaffen kleine Tümpel und offene Bodenbereiche. Kurz: Elefanten erhöhen die Artenvielfalt. Selbst ihre Verdauung hat daran einen Anteil, denn sie unterstützt das Auskeimen von Baumsamen. Durchlaufen Baumsamen den Magen-Darmtrakt eines Elefanten, verkürzt sich nicht nur ihre Keimdauer um bis zu 47 Tage. Ihre Überlebenswahrscheinlichkeit erhöht sich um 74 Prozent, so die Studie der Biologin Lynn N. Njuguna, die für das KWS Wildlife Research and Training Institute tätig ist.
Herausforderungen im Arabuko Sokoke
Doch auch der Arabuko Sokoke Wald ist einem steigenden Nutzungsdruck, sowie den Auswirkungen des Klimawandels ausgesetzt. In dem trockenen Küstenwald findet sich keine natürliche Wasserstelle. Lediglich Regenwasser füllt das temporäre, am Rand des Waldes liegende Feuchtgebiet. Armut und Bevölkerungswachstum nagen an seinen Rändern. Tourist*innen begeben sich an den Grenzzaun, um von dort aus unentgeltlich Elefanten an der einzig künstlichen Wasserstelle zu beobachten. Der Lärmpegel und die Unruhe bei hohem Andrang der Besucher*innen irritiert die Tiere sichtbar. Zudem verliert die Verwaltung des ASF dadurch eine wesentliche Einnahmequelle für die Unterhaltung des Waldreservates.
Auch zieht die biologische Bedeutsamkeit des Arabuko Sokoke eine Vielzahl zivilgesellschaftlicher Akteure mit unterschiedlichen Ideen, Konzepten und Agenden an, die einen zielführenden Abstimmungsprozess zum Schutz des Waldes mit den staatlichen Behörden erschweren. Um die sechs Quadratkilometer große Fläche, die als Nationalpark ausgewiesen ist, erstrecken sich 420 Quadratkilometer Waldreservat, in dem eine partielle Nutzung erlaubt ist. Die Idee unseres Partners „Nature Kenya“ mit dem Bau zweier weiterer künstlicher Wasserstellen den Wasserbedarf der Elefanten zu decken, wie dem Mensch-Wildtierkonflikt im Falle wassersuchender, die Umzäunung durchbrechender Elefanten zu entgegnen, hat sich bislang nicht durchsetzen können.
Erfolgreiches Waldmanagement und alternative Einkommensmöglichkeiten
Flankierend hat sich Nature Kenya daher auch im vergangenen Jahr dafür eingesetzt, den Nutzungsdruck durch eine zunehmende aus Armut und Mangel an ökonomischen Alternativen getriebene Waldnutzung abzumildern und die Situation der Elefanten zu verbessern. So moderierte die Organisation gemeinsam mit der kenianischen Forstbehörde die Überarbeitung bestehender Waldmanagementpläne (Participatory Forest Management Plan) und Abkommen zwischen der für die nachhaltige Waldnutzung zuständigen Gemeindeorganisationen (Community Forest Associations) und der Kenianischen Forstbehörde. Alternative Einkommensmöglichkeiten, wie Honigproduktion oder Schmetterlingszucht wurden verstetigt, wie neue Strategien unter der Überschrift Climate-Smart-Agriculture zum Umgang mit unvorhersehbaren Klimaänderungen in der Landwirtschaft vorgestellt. Auch ist die Einführung von Wasserkiosken, wie die Ausbildung zu Natur- und Biodiversitätsführer*innen hierbei beispielhaft anzuführen.
Darüber hinaus ist es Nature Kenya gelungen, einen Wildtierkorridor auszuweisen und die zuständigen staatlichen Instanzen davon zu überzeugen, diesen in die Liste der zukünftig vorrangigen Korridore eines Umsetzungsprogrammes aufzunehmen, das durch den kenianischen Staat verantwortet wird. Der zukünftig vorgesehene Korridor würde den Elefanten, unter anderem zur genetischen Verjüngung aus dem Arabuko Sokoke Wald die lange Wanderung bis in den Tsavo East Nationalpark ermöglichen und ihren Lebensraum deutlich vergrößern.