Die Bodenbrüter fühlen sich auf den Feuchtwiesen am Lake Ol'Bolossat wohl, doch werden die Nester leider auch von Wilderern oder streunenden Hunden geplündert. - Foto: CCV
Kenia: Erfolgreiche Brutsaison der Grauen Kronenkraniche am Lake Ol'Bolossat
Wie konsequentes Monitoring zur Stabilisierung der Art beiträgt
150 aktive Nester
Um den Lake Ol’Bolossat in Kenia werden mittlerweile mehr als 150 Nester überwacht. Das Gebiet mit seiner üppigen Vegetation und Artenvielfalt ist wieder ein beliebter Brutplatz für den bedrohten Grauen Kronenkranich - hier findet er Schutz und ausreichend Nahrung. Doch das war nicht immer so. Zwischen 1988 und 2023 war die Population von 35.000 auf nur noch 8.000 Exemplare geschrumpft.
Lebensraumverlust, die Intensivierung der Landnutzung oder Plündern oder Zertrampeln von Nestern führten dazu, dass sich der Bodenbrüter kaum noch niederließ oder gar brütete. 2015 mussten die Kranichschützer`*innen miterleben, dass aus verbliebenen vier Nestern kein einziger Jungkranich flügge wurde. Diese Bestandszahlen gehen aus den 2019 und 2023 mit Mitteln von NABU International durchgeführten landesweiten Kranichzählung hervor.
Kranichschutz ist Teamarbeit
Wie ist es also gelungen, dass sich die gefährdete Art mehr und mehr wieder ansiedelt? Seit mehreren Jahren leistet unsere kenianische Partnerorganisation Cranes Conservation Volunteers umfangreiche Vogelschutz- und Habitatschutzarbeit und setzt sich auf vielfältige Weise dafür ein, dass sich der Graue Kronenkranich wieder heimisch fühlt. Das Team um George Muigai ist stolz auf jeden einzelnen Vogel, der hier brütet.
Das Team setzt auf Partizipation und Bildung. Bei Renaturierungsaktionen am Seeufer werden die Anwohner*innen mit einbezogen. Ihr Lokalwissen ist von großem Wert beim Durchstreifen der Schilfgürtel und Wiesen und ihre Teilhabe stärkt den Gemeinschaftssinn. Freilaufende Dorfhunde, die gern Nester plündern werden im Dorf gehalten. Bildungsprogramme an Schulen sowie Fußballturniere im Zeichen des Kranichschutzes beziehen auch die junge Generation mit ein.
Das konsequente Monitoring, also das genaue Überwachen und die Dokumentation der Nester, hat sich als überaus erfolgreich erwiesen. Werden sogenannte "aktive Nester", also Nester in denen gebrütet wird, entdeckt, wird der Fortschritt kartiert und das Nest durch freiwillige Kranichschützer*innen bewacht bis die Jungvögel alt genug sind auszufliegen.
Dabei gab es zwei sensationelle Entdeckungen: Für gewöhnlich legt ein Kranichpaar 2-3 Eier pro Saison, doch wurden bei einer Familie wurden 4 Junge entdeckt! Es ist sehr ungewöhnlich, vier Eier unter so schwierigen Bedingungen auszubrüten und großzuziehen.
Die Kranichgroßmutter vom Lake Ol'Bolossat
Ich freue mich, Euch ein Foto des ältesten Kranichs am Ol'Bolossat zu zeigen. Vielleicht ist es sogar der älteste Kronenkranich Kenias, Afrikas oder der ganzen Welt! Er ist mir mit dieser Beringung erstmals 2017 aufgefallen. Damals war ich noch ohne Kamera unterwegs und konnte den Vogel nicht dokumentieren. 2019 habe ich diesen Kranich mit 2 Küken im Alter von ca. 2 Wochen wiedererkannt, aber leider haben es beide Küken nicht geschafft. Und nun, in der Saison 2024, hielt sich das Brutpaar wieder im selben Brutgebiet auf. Laut Professor Nathan Gichuki wurde diese Methode der Beringung im Ol' Bolossat See zwischen 1986-1988 durchgeführt, wenn ich richtig liege, dann bedeutet das, dass dieses Kranichweibchen zwischen 36-38 Jahre alt ist - die älteste Kranichgroßmutter!
- George Muigai
Abschließend fassen George Muigai und sein Team im folgenden Video die Ergebnisse der Brutsaison 2023/24 zusammen. In den überwachten Gebieten zählten die Kranichschützer*innen die aktiven Nester:
- Lake Ol'Bolossat: 76
- Nyandarua County: 27
- Laikipia County: 47
- Nakuru County: 4
Stolz berichten George Muigai und sein Team von den Erfolgen des Monitorings. Denn um die Population zu stärken, legten sie den Fokus auf die besonderen Schutzbemühungen in der Brutsaison. Ein Kranichzensus verdeutlichte das beeindruckendes Ergebnis von 151 aktiven Nestern in der Brutsaison 2023/24. Diese Zahlen zeigen einen deutlichen Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren und unterstreichen die Erfolge der Bemühungen zur Erhaltung dieser bedrohten Vogelart.
Dass dieser Erfolg möglich war, geht nicht zuletzt auf die unermüdliche Arbeit der (ehrenamtlichen) Vogelschützer*innen am Lake Ol’Bolossat zurück .Wir bleiben dran! Bitte unterstützen Sie unsere weitere Zusammenarbeit mit den Cranes Conservation Volunteers!
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