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Jetzt Förder*in werden!Weißstörche am Lake Ol’Bolossat
Beobachtungen aus dem Naturschutz in Kenia
8. April - Die Cranes Conservation Volunteers (CCV) ist eine Naturschutzorganisation, die sich vorzugsweise um den Schutz des bedrohten Grauen Kronenkranichs bemüht. George Muigai ist Leiter der Organisation und berichtet, dass er sich nicht daran erinnern könne, je so viele Weißstörche am Lake Ol’Bolossat gesehen zu haben, wie am 17. und 18. Februar dieses Jahrs. Der Einflug begann am 17. Februar, die ersten Weißstörche flogen ein und vergesellschafteten sich mit den vor Ort heimischen Kronenkranichen. Der Zuzug hielt an, am 18. Februar zählte Muigai mehr als 1.000 Weißstörche am See. So etwas hatte man hier noch nie gesehen!
Und dann geschah ein weiteres bisher unbekanntes Phänomen
Plötzlich rückte eine dunkle Wand Wanderheuschrecken heran und ließ sich auf der Ufervegetation nieder. Bereits in 2020 hatten sich am Horn von Afrika, in Äthiopien, in Nordkenia und im Südsudan riesige Heuschreckenschwärme gebildet, die eine große Gefahr für die Nahrungsversorgung der Menschen darstellen. Wo die Insekten einfallen, fressen sie die Felder kahl. Auslöser scheinen die außergewöhnlich ausgiebigen Regenfälle in der Region in 2019/2020 gewesen zu sein, die die Reproduktion der Heuschrecken explodieren ließ. Normalerweise breiten sich die Heuschreckenschwärme in ariden und semi-ariden Gebieten aus, wo sie großen Schaden anrichten.
In der Provinz Nyandarua, in dem der Lake Ol’Bolossat gelegen ist, und die über 2.000 Meter Meereshöhe liegt, kannte man dieses Phänomen bisher nicht. Der Klimawandel begünstigt die starke Vermehrung der Insekten und hat es erst möglich gemacht, dass neue hochgelegene Gebiete aufgesucht werden.
Natürliche Insektenvertilgung
Noch bevor die Wanderheuschrecken am See ankamen, waren die Weißstörche am Seeufer nieder gegangen. Muigai vermutet, dass die Weißstörche auf dem Zug zurück in die europäischen Brutgebiete das kenianische Hochland überflogen und – gesteuert von einem besonderen Sensor – angesichts der sich ihnen in Hülle und Fülle bietenden Nahrungsverfügbarkeit, spontan ihre Heimreise unterbrachen.
Und dann konnte man beobachten, wie sich die Weißstörche gemeinsam mit den Grauen Kronenkranichen an den Heuschrecken satt fraßen. Sicherlich sind die ca. 1.600 Störche und Kraniche am See nicht in der Lage die Heuschreckenplage einzudämmen, aber die natürliche Insektenvertilgung leistete gute Dienste. Die Heuschrecken und die Störche blieben eine Woche am See, dann war das Ereignis Geschichte. Glücklicherweise haben die Heuschrecken keinen großen Schaden auf den landwirtschaftlichen Flächen angerichtet, da auf Grund der zurzeit hohen Temperaturen die Felder noch nicht bestellt wurden. Inzwischen sieht dies anders aus, die ersten Schösslinge der Einsaat schaut aus dem Boden. Eine Rückkehr der Wanderheuschrecken könnte fatal sein!
George Muigai berichtete, dass am Abend des 14. März erneut gut 200 Weißstörche am Lake Ol’Bolossat auftauchten, dieses Mal allerdings nur, um dort zu übernachten. Sobald die Thermik gute Segelflugbedingungen schuf, brachen die Störche am 15. März in Richtung Norden in ihre Brutgebiete auf.