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Jetzt Förder*in werden!Mensch-Wildtier-Konflikt in Kenia spitzt sich zu
Die Geier sind weiter in Gefahr
15. April - Mitte Februar haben Ranger der Sosian Ranch bei einer morgendlichen Patrouille in Laikipia, Kenia, einen toten Löwen am Straßenrand gefunden. Die Ranger erkannten, dass das Tier vergiftet worden war und informierten Alex Nawoi von den Cranes Conservation Volunteers (CCV), Partner des NABU, der nach kurzer Zeit am Fundort eintraft.
Mit Mitteln von NABU International und ZEISS wurde Alex Nawoi von CCV als Kontaktperson zu den lokalen Gemeinden geschickt, um den illegalen Gebrauch von Agrogiften zum Töten von Beutegreifern wie Löwen, Hyänen oder Schakalen, die ein Haustier geschlagen haben, zu stoppen. Dabei handelt es sich um einen ständigen Mensch-Wildtier-Konflikt. Denn die Haustiere sind die Existenzgrundlage der Hirten. Sie setzen viel daran, dass sie nicht von Beutegreifern geschlagen werden. Dies geschieht durch Vergiftungsaktionen zum Leidwesen der Wildtiere.
Die Problematik
Bei den Vergiftungsaktionen werden Aasfresser wie Geier, Adler oder Schakale zum Opfer, wenn diese mit den schnell wirksamen Pflanzengiften in Berührung kommen, mit denen geschlagene Haustiere überschüttet und Beutegreifer direkt vergiftet werden. Außerdem stellen die vergifteten Tiere eine große Gefahr für die Menschen selbst dar, sofern diese nicht fachgerecht und umweltfreundlich beseitigt werden.
Der massive Einsatz von Giften aus der Landwirtschaft ist einer der wesentlichen Gründe für die rapide Bestandsabnahme von Geiern in Kenia und im übrigen Afrika. Von den acht in Kenia vorkommenden Geier-Arten sind bereits sieben in ihrem Bestand bedroht. Die evolutionsbedingte geringe Reproduktionsrate von einem Ei, bzw. einem Jungen pro Jahr, hatte sich aufgrund ihrer Langlebigkeit in der Vergangenheit gut bewährt. Unter den neuen Bedingungen kann der Verlust durch die massiven Vergiftungen allerdings nicht mehr ausgeglichen werden. Dies macht deutlich was es heißt, wenn 20, 40 oder gar hundert Geier an einem mit Gift überschütteten Kadaver verenden. Die Reproduktionsrate reicht nicht aus, um die Populationen aufrecht zu erhalten, sie brechen zusammen.
Untersuchungen belegen, dass aufgrund der Geier-Abnahme die Anzahl an Hyänen, Schakalen und streuenden Hunden zunimmt. Allerdings reinigen diese Arten die Kadaver nicht auf die selbe Art und Weise wie Geier. Aus diesem Grund steigt das Risiko, dass sich Krankheiten rasant ausbreiten.
Der aktuelle Fall
Neben dem vergifteten Löwen lag bereits ein verendeter Raubadler (Aquila rapax), der von Rangern des Kenya Wildlife Service für weitere Untersuchungen sichergestellt wurde. Gemeinsam mit den Rangern suchte Alex Nawoi die Gegend nach weiteren Opfern ab - denn möglicherweise hatten andere Fleischfresser bereits in der Nacht von dem toten Löwen gefressen.
Als die Thermik des Tages es erlaubte, kam auch schon die erste Gruppe von Geiern herangeflogen, um von dem toten Löwen zu fressen. Zum Glück waren die Männer vor Ort, um die Geier vor dem sicheren Tod zu bewahren. Das Team stellte sicher, dass der Kadaver vollständig verbrannt wurde. Aufgrund der reibungslosen Zusammenarbeit der lokalen Naturschützer, der schnellen Verständigung, sowie der Expertise von Alex Nawoi, wie mit dem Kadaver fachgerecht umzugehen sei und auf welche Art und Weise er schadlos entsorgt werden konnte, wurden weiterer
Schäden für Mensch und Natur abgewandt.
Im nächsten Schritt ist es nun wichtig herauszufinden, was wirklich geschehen ist: Wer hat den Löwen vergiftet? Wie können derartige Fälle verhindert werden? Dafür muss sehr viel Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit geleistet werden. Die Viehhirten werden von Alex Nawoi darin geschult raubtiersichere Einfriedungen zu bauen, in denen die Haustiere nachts vor Beutegreifern geschützt sind. Das ist ein wichtiger Schritt zur Entschärfung des Mensch-Wildtier-Konflikts, um weitere Vergiftungen zu verhindern und ein friedliches Miteinander zu organisieren.
Text: Werner Schröder