Die Wasserhyazinthe ist eine invasive Pflanze. Ihre starke Ausbreitung entzieht Pflanzen und Fischen im Lake Tana das notwendige Sonnenlicht und die Nährstoffgrundlage. - Foto: Bruno D'Amicis
Praktischer Klimaschutz in Äthiopien und Kenia
Mit Bio-Kohle aus Wasserpflanzen Methan-Ausstoß verhindern
Auf dem afrikanischen Kontinent stellen invasive Wasserpflanzen ein massives Problem dar. Arten wie Wasserhyazinthen und Schwimmfarne stammen ursprünglich aus Südamerika. Anders als in südamerikanischen Gewässern gibt es in den Seen Afrikas jedoch keine ausreichenden Regulierungsmechanismen des Ökosystems. Dadurch können sich die Pflanzen ungehindert auf der Wasseroberfläche ausbreiten und bilden einen Teppich auf dem See. Dieser Pflanzenteppich behindert etwa die Versorgung mit Trinkwasser.
Auch entstehen große Mengen an Methangas, wenn Pflanzen wie Hyazinthen und Farne im Wasser verrotten. Methan wirkt sich bis zu 25-mal stärker auf den Klimawandel aus als CO2. Doch haben sich die Wasserpflanzen erst einmal im Gewässer etabliert, ist eine vollständige Beseitigung nicht mehr möglich. Am Lake Tana in Äthiopien und am kenianischen Lake Ol'Bolossat unterstützen wir deshalb Projekte, die Perspektiven für eine Nutzung der Pflanzen eröffnen. Die Möglichkeit, die Hyazinthen und Farne zu verwerten, schafft ökonomische Anreize dafür, sie aus den Gewässern zu entfernen. Solche Anreize sind besonders wichtig, weil die Menschen vor Ort vielfach in Armut leben.
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Wegen des hohen Wassergehalts sind die Wurzeln ungeeignet für Trocknung und Karbonisierung, sie können stattdessen für die Herstellung von Kompost oder Biogas genutzt werden. - Foto: Char2Cool
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Während der Regenzeit werden die Wasserhyazinthen auf Plastikplanen getrocknet. Für junge Männer gibt es im Dorf kaum Chancen. Das Ackerland ist knapp und durch die Wasserhyazinthen ist das Fischen unmöglich geworden. - Foto: Char2Cool
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Char2Cool hat einen Karbonisierungsofen aus recycelten Materialien entwickelt. Der Ofen wird vor Ort gebaut und kann intuitiv bedient werden. Im Bild sieht man, wie die trockenen Wasserhyazinthen angezündet werden, um den Prozess der Karbonisierung (Verkohlung) zu starten. - Foto: Char2Cool
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In zwölf Minuten karbonisiert der Ofen 4 kg getrocknete Wasserhyazinthen. Die Gase werden verbrannt, die Rauchentwicklung ist minimal. Die Karbonisierung bietet den Menschen vor Ort neue Arbeitsplätze. Char2Cool vermittelt das Wissen und Können, aus Wasserhyazinthen Kohle herzustellen. - Foto: Char2Cool
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Die Wasserhyazinthen-Kohle wird nach der vollständigen Karbonisierung abgelöscht, zermahlen und in der Sonne getrocknet. Die Kohle wird mit Melasse gemischt, einem Abfallprodukt aus einer benachbarten Zuckerfabrik. Die klebrige Melasse hilft, die Kohle zu binden und gibt den Briketts ihre Stabilität. - Foto: Char2Cool
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Der Vorsitzende der Dorfverwaltung ist von den fertigen Briketts begeistert. Sein ganzes Dorf leidet unter der Wasserhyazinthen-Plage. Endlich gibt es eine Möglichkeit, die Wasserhyazinthen zu verwerten und den Bewohner*innen wieder ein besseres Leben zu ermöglichen. - Foto: Char2Cool
Wasserhyazinthen am äthiopischen Tanasee: Mit Pflanzenkohle zu besserer Bodenqualität
In Äthiopien begann der NABU im Jahr 2019, das Potenzial zur energetischen Verwertung der Wasserhyazinthe im Tanasee zu erforschen. In gemeinsamer Arbeit entwickelten der Verein Char2cool und der NABU eine Methode, um Pflanzenkohle herzustellen. Diese Kohle soll dann energetisch verwertet oder zur Verbesserung der Bodenqualität in den Boden eingebracht werden. Im Jahr 2021 begann nun ein weiteres von uns unterstütztes Projekt, das auf den gewonnenen Erkenntnissen aufbaut und diese erweitert.
Wissenschaftler*innen der Universitäten Wien, Hohenheim und Gondar prüfen die Anwendbarkeit und die Effektivität der Biogas- und Pflanzenkohle-Konzepte. Die Forschenden sind an das vom BMZ geförderte Projekt „Water for Life – Partnerschaft für eine nachhaltige Zukunft“ angebunden. Landwirt*innen aus der Region unterstützen die Arbeiten. Trotz der schwierigen politischen Situation im Projektgebiet konnten wir gemeinsam mit unseren Partner*innen bereits wichtige Grundlagen für das Projekt legen. In diesem Jahr planen wir die Eröffnung eines Versuchsgartens und die Schulung von Landwirt*innen.
Der Tanasee
Das Biosphärenreservat Tanasee ist Teil des „Biodiversitäts-Hotspots“ der Ostafrikanischen Hochlandregion und gilt als Gen-Zentrum für einheimische Nutzpflanzen, wie beispielsweise Ramtillkraut (Guizotia abyssinica), Zwerghirse (Eragrostis tef) und Wildkaffee (Coffea arabica). Zahlreiche paläarktische Wasservögel wie beispielsweise Graukraniche (Grus grus), Uferschnepfen (Limosa limosa) und Kampfläufer (Philomachus pugnax) nutzen den See als Futter- und Rastplatz auf ihren Zugrouten.
Außerdem wurden bereits knapp 30 verschiedene Fischarten entdeckt, von denen rund 70 Prozent nur dort vorkommen. Weitläufige Feuchtgebiete, in denen dichte Papyrus- und Rohrkolben-Bestände wachsen, umgeben den Tanasee, von denen einige zu den größten und ökologisch wertvollsten Flächen in Äthiopen und am gesamten Horn von Afrika zählen.
Am Tanasee finden sich zudem einzigartige äthiopisch-orthodoxe Kirchen und Klöster, deren Geschichte bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Mehr als zwei Millionen Menschen leben innerhalb des Biosphärenreservats, die auf eine intakte Natur und Umwelt für Landwirtschaft, Handel, Fischerei und Tourismus angewiesen sind.
Nutzbarmachung des Schwimmfarns am kenianischen Lake Ol'Bolossat
Auch im kenianischen Lake Ol’Bolossat unterstützen wir ein erfolgversprechendes Projekt zur Erzeugung von Pflanzenkohle. Denn auch hier sorgt eine Schwimmpflanze für Probleme im Ökosystem. Der Schwimmfarn Salvinia molesta hat sich in der jüngeren Vergangenheit im See massiv ausgebreitet. Im Juni des Jahres 2021 begannen Mitarbeiter*innen von NABU International, Crane Conservation Volunteers und Char2Cool daher unter Einbeziehung der Menschen vor Ort mit der Ernte, Trocknung und Verkohlung der Pflanze. Im kommenden Jahr ist die Umsetzung eines weiteren Vorhabens geplant. In insgesamt sechs Gemeinden sollen Strukturen für die Pflanzenkohleproduktion aufgebaut werden. In einem nächsten Schritt wird dann die Kohle in die Böden eingebracht. Dies führt zu einer Steigerung der Bodenfruchtbarkeit und der Erträge der lokalen Landwirtschaft.
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